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History | Ergreifende Erinnerungen

„Herr Wallisch, bei Ihnen war’s mir ein besonderes Vergnügen!“

Otto Linhart nahm aktiv an den Kämpfen des Februar 1934 in Bruck an der Mur teil. Er wurde ebenso wie der sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete Koloman Wallisch im Kreisgericht Leoben inhaftiert und hörte durch sein Zellenfenster, das zum Gefängnishof führte, die Hinrichtung Wallischs mit an – inklusive der höhnischen Schlussworte des Henkers.

Koloman Wallisch (1889–1934) war seit 1930 Abgeordneter zum Nationalrat und seit 1933 Landesparteisekretär der steirischen Sozialdemokratie. Am 12. Februar 1934 versuchte er den bewaffneten Widerstand gegen die Regierung Dollfuß in Bruck an der Mur zu organisieren. Am 18. Februar 1934 wurde er auf der Flucht aufgegriffen und ins Kreisgericht Leoben eingeliefert. Die Regierung Dollfuß hatte das Standrecht für die Steiermark noch nicht aufgehoben, um es noch gegen Wallisch anwenden zu können. Somit konnte das am 19. Februar zusammentretende Standgericht noch ein Todesurteil gegen Wallisch aussprechen, das noch am selben Tag vollstreckt wurde.

Das sogenannte „Standrecht“ war ein Ausnahmerecht, das der schnellen und abschreckenden Unterdrückung von Aufständen dienen sollte und die Verhängung und sofortige Vollstreckung von Todesurteilen erlaubte. Im Februar 1934 verhängten Standgerichte Dutzende Todesurteile, von denen neun auch vollstreckt wurden. Das Urteil konnte nur auf dem Begnadigungswege vom Bundespräsidenten in eine Gefängnisstrafe umgewandelt werden. Diese Begnadigung durch den Bundespräsidenten war aber an die Weiterleitung eines Gnadengesuchs an den Bundespräsidenten durch den Justizminister Kurt Schuschnigg gebunden. Im Falle Wallischs, wie auch im Falle anderer, verweigerte Schuschnigg die Weiterleitung, was zur Vollstreckung des Urteils führte.

Sendung: Der 12. Februar 1934 – 40 Jahre danach
Gestalter: Kurt Grotter