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History | Ergreifende Erinnerungen

„Wir werden auch als Rauch in den Himmel kommen“

Jehuda Gurwich wurde 1930 in Litauen geboren. Er erzählt, wie er nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Litauen 1941 mit seinen Eltern und seinem Bruder im Ghetto von Kaunas leben musste, wo er mit Botendiensten für die deutschen Offiziere zum Überleben der Familie beitrug. Nach der Auflösung des Ghettos wurde die Familie voneinander getrennt und die beiden Brüder zusammen mit dem Vater ins KZ Landsberg, einem Außenlager des KZ Dachau, deportiert. Dort wurde Jehuda als einer von etwa 131 Buben für den Transport in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ausgewählt. Gurwich beschreibt ihre Ankunft im Vernichtungslager im November 1944, die vom Eindruck der dichten, aus den Krematorien aufsteigenden Rauschschwaden geprägt war, und die Tricks der Buben, um größer, kräftiger und „nützlicher“ zu wirken und so die zahlreichen Selektionen zu überleben. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Solidarität innerhalb der Gruppe hatten vielen von ihnen das Leben gerettet. In Auschwitz-Birkenau mussten die Buben unter anderem dabei helfen, Krematorien abzutragen: Eines war bei einem Häftlingsaufstand im Oktober 1944 zerstört worden, während die Krematorien II und III ab November 1944 auf Befehl Heinrich Himmlers demontiert wurden, um Beweise für den industriellen Völkermord zu vernichten. Nach der Auflösung des KZ Auschwitz wurden die verbliebenen Buben zunächst ins KZ Mauthausen und schließlich in das KZ Gunskirchen in Oberösterreich transportiert. Auf dem Weg dorthin erlebte Jehuda Gurwich eine erschreckende Gleichgültigkeit und Kälte der lokalen Bevölkerung gegenüber den KZ-Häftlingen. Seine Geschichte handelt also gleichzeitig auch von mangelnder Solidarität und Zivilcourage. Nach seiner Befreiung aus dem KZ Gunskirchen baute sich Jehuda Gurwich ein neues Leben in Israel auf. Als einziger seiner Familie hat er den Holocaust überlebt.

Sendung: Die letzten Zeitzeugen Teil 4. Interviews mit Überlebenden des Holocaust
Interviewer: Ernst Pohn