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History | Ergreifende Erinnerungen

Erwin Sensel: Kindberg – Wien – Barbados – Caracas

In diesem Beitrag erzählt Erwin Sensel (1908–2010) aus Kindberg in der Steiermark die Geschichte seiner Flucht vor dem NS-Regime. Mit dem Einmarsch Hitlers in Österreich im März 1938 wurde es für ihn als Österreicher jüdischen Glaubens immer schwieriger, sein Geschäft zu betreiben. Bereits wenige Monate später sah sich Sensels Familie schließlich gezwungen, die Steiermark zu verlassen, um in Wien ihre Flucht vorzubereiten. Erwin Sensel beschreibt die zahlreichen, nicht zuletzt finanziellen Schwierigkeiten auf der Flucht vor dem NS-Regime, die ihn 1939 an Bord des Passagierschiffs MS Königstein zunächst nach Barbados führen sollte. Die britische Kolonie verweigerte den jüdischen Flüchtlingen jedoch die Einreise. Nicht zuletzt dem couragierten Handeln des Schiffskapitäns und der Initiative eines venezolanischen Rechtsanwalts, der die Flüchtlinge auf seiner Hacienda aufnahm, ist es zu verdanken, dass diese nach einer Odyssee durch die Karibik schließlich in Venezuela Aufnahme fanden. Erst zwei Jahre später gelang es Sensel, seine Frau zu sich nach Caracas zu holen, wo sich die beiden mühsam ein neues Leben aufbauten. Die Einreiseerlaubnis für seine Eltern erhielt Sensel jedoch zu spät. Sie durften nicht mehr aus dem Deutschen Reich ausreisen und kamen wie seine Schwester Paula im Holocaust ums Leben.

Anmerkung der Redaktion:
Der Begriff „Affidavit“, den Erwin Sensel mehrfach verwendet, bezeichnet in der Zeit des Nationalsozialismus eine beglaubigte Bürgschaftserklärung, die im Ausland lebende Verwandte und Bekannte für im NS-Regime Verfolgte ausstellen konnten, um diesen die Einreise und damit die Flucht zu ermöglichen.

Sendung: Flucht ins Ungewisse
Gestaltung: Tom Matzek und Robert Gokl