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History | Ergreifende Erinnerungen

„Den brauchen wir nicht!“: Die verhinderte Rückkehr der Emigranten

Adolf Sturmthal (1903–1986) erinnert sich an die wenig begeisterte Reaktion von Adolf Schärf, als er diesem von den Rückkehrwünschen so verdienter Veteranen der Sozialdemokratie wie Wilhelm Ellenbogen Mitteilung macht. Seine Schilderung der Verhältnisse in der Nachkriegs-SPÖ machen deutlich, dass die neue Parteiführung um Adolf Schärf zumindest im Falle Ellenbogens und einiger anderer (namentlich wird Moritz Robinson erwähnt) die Rückkehr von (meist jüdischen) Emigranten bewusst verhinderte.

Der Jurist Dr. Adolf Schärf (1890–1965) war in der Ersten Republik Sekretär des sozialdemokratischen Parlamentsklubs. Er gilt gemeinsam mit Karl Renner und dem niederösterreichischen Politiker Oskar Helmer als einer der Proponenten des rechten Flügels der Partei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schärf erster Vorsitzender der SPÖ und Vizekanzler. 1957 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt, 1963 wiedergewählt.

Der Arzt Dr. Wilhelm Ellenbogen (1863–1951) war einer der Pioniere der österreichischen Arbeiterbewegung, von 1892–1934 ununterbrochen Mitglied des Parteivorstandes und seit dem Tod Victor Adlers 1918 sein längstdienendes Mitglied. Seit 1901 bis zum Ende der Monarchie 1918 Reichsratsabgeordneter, war er von 1919 bis 1934 Abgeordneter zur Konstituierenden Nationalversammlung bzw. zum Nationalrat der Ersten Republik. Er publizierte 1923 eines der ersten deutschsprachigen Werke über den italienischen Faschismus („Faschismus. Das faschistische Italien“, Wien, 1923). Ellenbogen flüchtete aufgrund seiner jüdischen Herkunft vor den Nazis nach New York, wo er 1951 auch starb, ohne je wieder nach Österreich zurückgekehrt zu sein.

Sendung: Österreich I & Österreich II